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DIE STEILBAUERALM AM OSSER
Mein Name ist Andreas Reisinger, und gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Claudia Niederl und unseren beiden Söhnen Jan (13) und Alex (10) bewirtschaften wir die Steilbaueralm am Osser. Wo unsere Herde von Longhornrindern beherbergt ist.
Die Almwirtschaft, vulgo Steilbaueralm auf Hohenau 39a, 8162 Passail, liegt auf einer Höhe von 1250 Metern über dem Meeresspiegel und ist der höchst gelegene Bergbauernhof im Passailer Kessel. Sie erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 39 Hektar, wovon etwa 28 Hektar als Waldflächen und 11 Hektar als Weideflächen ausgewiesen sind.
Im Jahr 1860 übernahm meine Ururgroßmutter Theresia Winter die Almwirtschaft. Zuvor war sie als Dienstmädchen auf dem Hof aufgewachsen, und da die Vorbesitzer keine leiblichen Nachkommen hatten, fiel die Verantwortung an sie. Später heiratete sie meinen Ururgroßvater Franz Harrer deren Tochter Maria meinen Großvater Vinzenz Reisinger zum Gemahl nahm.
Wie alles begann: Die Geschichte der Steilbauernalm
Meine Bindung zur Landwirtschaft begann in meiner Kindheit, während ich die Sommerferien auf der Steilbauernalm in Hart verbrachte. Als meine Eltern beschlossen, sich um die Pensionierung zu kümmern und einen Nachfolger für den Hof suchten, fand ich mich plötzlich in der Rolle des potenziellen Bauern wieder. Obwohl ich auf einem Bauernhof aufgewachsen war, betrachtete ich mich trotzdem als Quereinsteiger. Meine berufliche Laufbahn führte mich zunächst in eine völlig andere Richtung – ich absolvierte eine Lehre als Hafner, machte später die Meisterprüfung und arbeite bei einem Hafnerbetrieb. Doch als ich knapp 40 Jahre alt war, begann ich, über Veränderungen nachzudenken.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Bauernhof meiner Eltern als Nebenerwerbsbetrieb in der Mutterkuhhaltung mit Fleckviehrindern geführt. Meistens hatten wir 6-8 Kühe und Kälber zur Fleischzucht, insgesamt etwa 25 Rinder. Auf der Suche nach Möglichkeiten, den Gewinn zu steigern und die Tierarztkosten zu senken, stieß ich auf eine andere Rasse – das Texas Longhorn Rind. Inspiriert von einem Film, möglicherweise einem Western, begann ich, mich über diese beeindruckende Rasse zu informieren.
Nach intensiven Recherchen im Internet fand ich schließlich einen Bauern in Österreich, der Texas Longhorn Rinder hielt. Bis heute gibt es in Österreich nur sehr wenige Bauern, die diese Tiere züchteten. Nach monatelangen Überlegungen und hin und her entschied ich mich schließlich für diese Rasse. Im Frühjahr 2018 starteten drei Texas Longhorns unsere Herde. Seitdem ist meine Herde auf 5 Muttertiere und rund 20 Tiere insgesamt angewachsen. Mit unserem neuen Zuchtbullen Jacky planen wir, unseren weiblichen Nachwuchs am Hof zu behalten und in den nächsten Jahren auf 10 Mutterkühe aufzustocken.
Meine Familie und ich haben uns sofort in diese edlen Tiere verliebt. Meine Lebensgefährtin unterstützt mich bei der Selbstvermarktung und bei einigen Projekten. Meine Söhne Jan und Alex helfen mir regelmäßig bei den Hofarbeiten und beteiligen sich am täglichen Umgang mit den Tieren, was für uns von großer Bedeutung ist.
Projekt Stallbau
Seit meiner Übernahme des Bauernhofs im Jahr 2018 diente der Alm Stall lediglich sporadisch im Sommer als Unterstand für unsere Rinder. Über die Wintermonate wurde er aufgrund mangelnder Nutzung in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt und zeigte deutliche Anzeichen des Verfalls. Es war unmöglich den Oberstock für Lagerzwecke zu nutzen, da das Holz teilweise morsch war. Angesichts meiner Entscheidung für eine Rinderrasse, die ganzjährig am Almbetrieb bleiben konnte, musste der Stall umfassend saniert werden.
Ich holte zunächst Angebote von verschiedenen Unternehmen ein, sowohl für Beton- als auch für Holzkonstruktionen. Selbst der Abriss des Altbaus und der Neubau standen zur Debatte, wobei die Angebote unseren finanziellen Rahmen sprengten.
Entschlossen, die alte Bausubstanz zu erhalten und gleichzeitig das Erscheinungsbild an die natürliche Umgebung der Alm anzupassen, begann ich, alternative Lösungen zu suchen. Dabei stieß ich in der Landwirtschaftszeitung auf ein Kursangebot zum Thema "Rundholzhallenbau" in Forst Pichl. Ich entschied mich für die Teilnahme an diesem dreitägigen Kurs und nutzte die erworbenen Kenntnisse, um meine Sanierung eigenständig zu planen und durchzuführen.
Das benötigte Holz für den Umbau wurde im Vorfeld aus dem eigenen Wald geschlagen, was nicht nur kosteneffizient war, sondern auch eine nachhaltige Lösung darstellte. Dank meiner langjährigen Erfahrung im Bauwesen war die Umsetzung der Betonarbeiten keine besondere Herausforderung. Ich organisierte die Lieferungen und koordinierte die Arbeiten, darunter den Abriss der halb zerfallenen Steinmauer und das Ausräumen des Stalls, mit Unterstützung einiger helfender Hände.
Die Installation der Betonplatte vor dem Stall sowie die Errichtung von Säulen, Stehern und Stützwänden wurden größtenteils von mir alleine durchgeführt. Die Herausforderungen waren zeitlich und körperlich anspruchsvoll, aber letztendlich bewältigbar. Für die Zwischendecke und die Holzsteher konnte ich mein Wissen aus dem Hallenbaukurs nutzen und entschied mich, das Holz selbst zu schneiden, um Kosten zu sparen.
Der Sommer 2020 war geprägt von intensiver Arbeit. Anfang Juli startete das Projekt und Mitte Oktober konnten wir größtenteils abschließen, rechtzeitig um Stroh und Heu einzulagern. Die erfolgreiche Sanierung des Stalls ermöglichte es, die Ziele den Betrieb effizienter und tiergerechter zu gestalten zu erfüllen, wobei gleichzeitig auf ökonomische und ästhetische Aspekte geachtet wurde.